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Kunstbrut

Bruteilagerung, -desinfektion & Kunstbrut

Das Wichtigste vorab – was man zur Kunstbrut alles braucht:

Details gibt es weiter unten und auf der Seite Kükenaufzucht.

  • Geeignete Bruteier
  • Brüter
    • Destilliertes Wasser
    • Desinfektionsmittel (z.B. Amo Des)
  • ggf. Mittel zur Brutei-Desinfektion
    (z.B. Dosto Liquid)
  • Schierlampe (geht auch mit dem Handy, ist aber nicht sehr angenehm für die Augen)
  • Geeignetes Wachtelküken-Futter (z.B. Mifuma ZA)
  • ggf. Mohn (kein Muss, hilft aber bei der Futteraufnahme)
  • Kükenheim
  • Küken-geeigneter Futterautomat mit niedrigem Fressrand
  • Wachtelküken-geeigneter Wasserautomat mit schmaler Rinne
  • Für die ersten Tage: Antirutschmatte, alte Handtücher oder grobes Buchenhack
  • ggf. Wickelunterlage oder Zewa für „drunter“ (unter die Rutschmatte oder das Streu)
  • Wärmeplatte, Rotlicht oder Dunkelstrahler
  • Ein gedimmtes Nachtlicht
  • Zur Markierung: Nagellack oder kleine Markierungsringe
  • Etwas später: Staubbad, Mineralgrit, Einstreu (z.B: Tierwohl Super oder Leinstroh)
  • Ggf. Bundesringe, geschlossene oder offene Ringe zur endgültigen Markierung
Wachtelküken
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Eins vorneweg:

Die Tatsache, dass ein Ei befruchtet ist garantiert nicht, dass aus diesem auch ein Küken schlüpft!

Die häufigste Ursache ist eine schlechte Bebrütung, doch auch unter den besten Brutbedingungen schlüpfen manchmal keine Küken.
Ein gutes Ei kann durch falsche Behandlung verdorben werden, ein schlechtes Ei kann nicht verbessert werden.
Die Schlupfrate wird anteilig der Anzahl der befruchteten Eier gerechnet.

Faktoren die den Schlupf beeinflussen:

Alter der Eltern:

  • von sehr jungen Tieren schlüpfen die Küken recht spärlich
  • ältere Tiere können trotz perfekter Ernährung nicht mehr alle wichtigen Elementarnährstoffe in das Ei transportieren

Vererbung:

  • Sexuelle Trägheit
  • Unfähigkeit lebenswichtige Stoffe dem Ei zuzufügen
  • Verkümmern in der Embryonalentwicklung
  • Mangelnde Kraft zum Schlupf
  • Gesundheit und Hygiene
  • Licht
  • Temperatur
  • Wetter
  • Krankheiten
  • Arzneimittel (Kokzidiostatika, Antibiotika senken beträchtlich die Schlupfrate)
  • Ernährung der Elterntiere

Auswahl & Pflege der Bruteier

Bei der Auslese der Bruteier bei Legewachteln auf das Bruteimindestgewicht achten (12 bis 14 g).
Bei selteneren/wertvollen Arten werden alle bis auf stark verformte Eier zum Bebrüten genommen.
Nach dem Legen sollten die Eier so schnell wie möglich abgesammelt werden, dabei saubere und verunreinigte Eier nicht in den gleichen Behälter geben. Verschmutzte Eier baldmöglichst reinigen.

Sinnvoll ist es darüberhinaus, die Bruteier durch Schieren auf Unversehrtheit zu überprüfen. Manche Haarrisse sind mit dem Auge nicht zu erkennen, mit der Schierlampe aber sehr wohl. Defekte Eier sollten aussortiert werden, um zu verhindern, dass sie im Brüter beginnen zu faulen – im schlechtesten Fall gefährdet man so die ganze Brut.
Sehr feine Haarrisse soll man mit durchsichtigem Nagellack verschließen können, um sie doch noch zu bebrüten – ich selbst bevorzuge die Variante, solche Eier auszusortieren.

Waschen / Desinfektion der Eier

Wichtig: das Wasser muss immer wärmer als das Ei sein, damit sich der Ei-Inhalt nicht zusammenzieht (das geschieht automatisch beim Abkühlen der Eier).
Die optimale Wassertemperatur liegt bei 37,7 – 43,3 °C.
Anweisung des Herstellers des Eidesinfektionsmittels bezüglich Konzentration, Temperatur und Dauer folgen.
Wir verwenden Dosto Liquid, empfohlen werden dafür 20 ml auf 1 l Wasser, bei 38 °C für 3 Minuten vorsichtig darin schwenken.
Stark verschmutzte Eier brauchen eine stärkere Lösung. Jeder Schub Eier braucht eine eigene frische Lösung.
Danach auf einem Drahtgestell, Kunststoffgestell oder optional Küchenkrepp trocknen lassen.

Alter und Lagerung der Bruteier

Wie lange ein Ei überlebensfähig bleibt, hängt von den Bedingungen ab, unter denen es gelagert wird. Frisch gelegte Eier, deren Temperatur schnell auf die optimale Lagerungstemperatur reduziert wird, halten länger als EIer, die langsam abgekühlt werden.

Die optimale Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit für alle Eiarten liegt bei 13 °C und einer relativen Luftfeuchte von 75 – 85 %. Üblicherweise werden die Eier entweder mit dem stumpfen Ende (Luftblase) nach oben oder seitlich gelagert.
Eigelb ist weniger dicht als Eiklar, so dass es die Tendenz hat, zum höchsten Punkt des Eies zu fließen. Wenn es länger an einer Stelle mit der Schale in Kontakt bleibt, kann es sich dort anheften und eine weitere Entwicklung verhindern. Unter optimalen Bedingungen klebt sich in den ersten 7 Tagen der Lagerung das Eigelb auch ohne das Wenden nicht an der Schale fest. Werden die Eier aber länger gelagert oder sind die Lagerbedingungen nicht optimal, kann das tägliche Wenden die Schlupfrate deutlich steigern (Quelle: Dr. A. F. Anderson Brown, Kunstbrut: Handbuch für Züchter).
Der Sicherheit halber sollten die Eier also einmal täglich gewendet werden. Das bewerkstelligt man am Einfachsten, indem man die Eierschachtel an einer Seite erhöht stellt. Einmal am Tag wird nun eine andere Seite der Eierschachtel erhöht. Durch das Kippen werden die Eier wirkungsvoll gewendet.

Als maximale Lagerunsgszeit von Bruteiern werden in der Regel 14 Tage angegeben. Zur Kennzeichnung der Eier schreibe ich das Legedatum darauf.
Ich selbst sammele ständig wesentlich länger – gerade weil meine Zuchtgruppen in aller Regel nur 1.1 oder 1.2 gehalten werden:
Bei eigenen Bruteiern und nahezu optimaler Lagerung sind 20 Tage alte Bruteier absolut unproblematisch. Die Schupfquote ist sehr gut und auch der Schlupf der älteren Eier selbst verläuft völlig normal.
Auch aus noch älteren Eiern kann man erfolgreich Küken ziehen, jedoch sinkt die Schupfquote dann deutlich ab.
Bei Versandeiern empfehle ich, sie tatsächlich nicht älter als 10 – 14 Tage werden zu lassen. Die Qualität der Bruteier wird durch den Versand nicht besser und die „Lager“-Bedingungen sind weit entfernt von optimal. 

Mechanischer Schaden vor Bebrütung

Jede rohe, unsachgemäße Behandlung kann dem Brutei schaden!
Haarrisse erkennt man beim Schieren sehr gut, jedoch kann man die unsichtbaren Schäden nicht erkennen, z.B. an den zarten Innenstrukturen, die zerstört werden können und sich dadurch nicht mehr richtig entwickeln. So sind z. B. Küken ohne Augen und verkrümmte Zehen typische Schäden durch Schütteln oder Stöße vor und während der Bebrütung.

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Wichtig: Versandeier unbedingt 24 Stunden ruhen lassen!

Spätestens am Abend vor der Einlage in die Brutmaschine die Eier aus der Lagerung nehmen und Raumtemperatur annehmen lassen!

Einsetzen der Eier in den Brüter

Die empfohlenen Angaben (Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -umwälzung) der verschiedenen Hersteller die auf den Grundlagen der Luftumwälzung in der Maschine und deren eigenen Erfahrungen aufgebaut sind, sollten unbedingt befolgt werden.

Bei Neuanschaffung sollte der Brüter zuvor getestet werden. Zum einen um zu testen, ob dieser die Werte optimal hält, und zum anderen, um sich selbst mit dem Gerät vertraut zu machen!

Kleine Tischmaschinen mit Luftzirkulation (Motorbrüter) sind sehr unterschiedlich in der Isolierung und dem damit verbundenen Wärmeverlust. Die Anzahl der Eier in ihnen ist oft nicht ausreichend um genügend tierische Wärme zu erzeugen, damit der Verlust durch schlechte Isolierung ausgeglichen wird.

Wichtig ist die Wahl des Standortes. Ein zugfreier, gleich temperierter Raum ist zu bevorzugen. Schwankende Raumtemperaturen können die gleichmäßige Eitemperatur beeinträchtigen. Optimal wäre eine Raumtemperatur von 15 – 21 °C.
Wenn die Embryos mit ihrer eigenen Wärmeerzeugung beginnen, steigt die Temperatur im Inkubator.
Bei Flächenbrütern wird die Temperatur immer an der Eioberkante gemessen!
Bei Brutgeräten mit Kippwendung, werden die Eier auf der Spitze stehend eingelegt. Bei Geräten mit Rollhorden liegend, bevorzugt Spitze an Spitze, Stumpf an Stumpf (auf diese Weise wandern die Eier beim Drehen nicht auf eine Seite der Horde).

Wenden

Jedes Ei wird auf einer Seite mit einem X auf der anderen mit einem O markiert. Mindestens dreimal täglich sollte jedes Ei gewendet werden. Tag 1 – 3 wird nicht gewendet.

Alle Eier auf der Rollhorde werden (meist) durch das Betätigen eines Schiebers per Hand gewendet. Auch dies sollte mindestens dreimal täglich erfolgen. (Tag 1 – 3 wird nicht gewendet)

Im Versuch mit elektronischen Eiern in natürlichen Nestern, haben Elternvögel gezeigt, dass sie ihre Eier alle 30 Minuten wenden. Bei der Kunstbrut hat man festgestellt, dass stündliches Wenden die besten Ergebnisse liefert. Die automatische Wendung kann ab Brutbeginn eingeschalten werden.

Die Brut

Während der Schlupfphase Brüter nicht öffnen! Geschlüpfte Küken können bis zu 48 Stunden im Brüter verbleiben. Wenn möglich den Raum abdunkeln, damit die geschlüpften Küken ruhiger werden und den Schlupf der anderen nicht behindern.

Der Tag der Einlage zählt als Tag 0.

Tag 0 – Datum, Uhrzeit, Anzahl der Bruteier notieren.
Tag 1 – Brüter geschlossen halten! (Das heißt bei manueller Wendung auch: nicht wenden!)
Tag 2 – Brüter geschlossen halten! (Das heißt bei manueller Wendung auch: nicht wenden!) | Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 3 – Brüter geschlossen halten! (Das heißt bei manueller Wendung auch: nicht wenden!) | Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 4 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 5 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 6 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 7 – Optimaler Zeitpunkt die Eier zu schieren und unbefruchtete Eier auszusortieren
Tag 8 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 9 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 10 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 11 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 12 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 13 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 14 – Lf u. Temp. kontrollieren
Tag 15 – Umlegen auf Schlupfhorde, Wendung ausschalten, Luftfeuchte erhöhen, noch einmal Schieren und abgestorbene Eier aussortieren
Tag 16 – Brüter geschlossen halten!
Tag 17 – Brüter geschlossen halten! Die ersten Eier sind angepickt
Tag 18 – Brüter geschlossen halten! Schlupftag!

Schieren der Eier

Zum Durchleuchten der Eier wird das stumpfe Ende auf die Lichtquelle gestellt. Das Schieren kann gut mit der Taschenlampe des Handys bewerkstelligt werden, allerdings ist es besser und augenschonender, einen Ring um das Licht zu setzen, das kann ein Dichtring sein, oder etwas aus Pappe gebasteltes.
Wesentlich komfortabler ist der Einsatz einer Schierlampe. Diese bringen in der Regel verschiedene Gummiaufsätze für diverse Eigrößen mit.

Für Ungeübte ist es sinnvoll, ein unbebrütetes Ei dabei zu haben, das man ebenfalls schiert. So kann man recht deutlich die Unterschiede zwischen einem entwickelten und einem nicht entwickelten Ei erkennen.
Seid ihr euch nicht sicher, lasst die Eier bis zum Umlege-Tag weiter drin. Spätestens dann erkennt man ganz deutlich ob die Eier entwickelt sind oder „leer“ oder irgendwo unterwegs in der Entwicklung stehen geblieben. Diese Eier sollte man beim Umlegen herausnehmen. Schon allein damit man mitbekommt wann der Schlupf durch ist oder was ggf. noch zu erwarten wäre (Stichwort: Brüter so wenig wie möglich öffnen!).

Wachteleier schieren

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Passt aber bitte die angegebenen Werte entsprechend der Werte, die in eurem Brüter-Handbuch angegeben werden, an!

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Dr. A. F. Anderson Brown, Kunstbrut: Handbuch für Züchter (Deutsch)
Taschenbuch – 1. Januar 1988